Mit der Henkerstochter durch Heidelberg

20151004 Gertrud - Henkerstochter HeidelbergHenker, Hexen Hübschlerinnen, so lautete das Motto der Stadtführung durch Heidelberg, zu der sich die Frauen der Dienstags-Gymnastik an der Straßenbahn-Haltestelle in Leimen trafen. Mit Straßenbahn und Bus ging es zum Treffpunkt, der Mariensäule auf dem Kornmarkt.

Dort wartete bereits die Henkerstochter auf uns, um uns bei einem Rundgang durch Heidelbergs Gassen über das Gewerbe ihres Vaters etwas zu erzählen. Vor dem Rathaus, wo sich auch bereits im frühen Mittelalter der Marktplatz befand, wusste sie schaurige Geschichten zu berichten. Ihr Vater wurde für seine Arbeit nicht schlecht entlohnt, bekam er doch für das Abschlagen des Kopfes mit dem „Zweihändigen Schwert“ drei Goldstücke. Leider gehörte er und seine Familie jedoch zu den „Ehrlosen“ und durfte nicht in der Innenstadt wohnen, sondern sein Haus stand ganz außerhalb an der Stadtmauer, gleich neben dem „Frauenturm“ in welchem die unsittlichen Weiber ihre Strafe verbüßen mussten. Auch die Henkerstochter konnte nur wieder in eine Henkersfamilie einheiraten, da es unmöglich war, einen anderen Mann zu finden. Hübschlerinnen nannte man die Frauen, die im Frauenturm ihre Strafe abgesessen und dadurch ihre Ehre verloren hatten. Sie wurden im Frauenhaus angesiedelt und konnten dort ihre Dienste an- bieten. Ein Ansprechen von Männern auf der Straße war ihnen strengstens verboten und sie mussten an ihrer Kleidung etwas „Gelbes“ tragen, an dem sie zu erkennen waren. Sehr kurzweilig und interessant waren die Ausführungen der Henkerstochter über das Leben und das Gerichtswesen in dieser Zeit.
Zum Abschluss standen wir vor dem Hexenturm, der sich hinter der neuen Universität befindet. Grausam war die Hexenverfolgung und endete meist mit dem Verbrennen auf dem Scheiterhaufen. Auch diese „Arbeit“ lag in den Händen des Henkers. Zum Glück dauerte diese Zeit in der Kurpfalz nur ungefähr zwei Jahre, dann wurde die Hexenverfolgung vom Kurfürsten verboten. Uns allen sah man bestimmt an, dass wir froh waren, nicht in dieser Zeit gelebt zu haben und wieder mit Bus und Straßenbahn unbeschadet nach Leimen zurückfahren konnten.

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